Antrag: | Positionspapier "Fächergruppe für alle" |
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Antragsteller*in: | Thorsten Maruschke (KV Hagen) |
Status: | Abgelehnt |
Eingereicht: | 22.10.2022, 11:24 |
Ä6 zu A3: Positionspapier "Fächergruppe für alle"
Antragstext
Von Zeile 199 bis 200:
Dialog und Begegnung mehr Raum und Zeit in der Schule, wozu auch die Fächer Religion und Ethik / Philosophie einen noch stärkeren Beitrag leisten könnenmüssen.
Unterricht in der „Fächergruppe ´Religion – Philosophie‘ für alle“ – ein Beitrag
zu Identitätsbildung und Entwicklung von Dialog- und Pluralitätsfähigkeit
Ein Positionspapier der Bundesarbeitsgemeinschaft Christ*innen von Bündnis
90/Die Grünen
Vorbemerkung
Ganz unterschiedliche Voraussetzungen prägen die Bedingungen des Unterrichts in
den Fächern Religion und Philosophie (FN1) in den Bundesländern und Regionen
Deutschlands. Insofern kann ein bundesweites Konzept nicht eine konkrete Lösung
für alle Gegebenheiten festschreiben, aber es kann einen machbaren
organisatorischen Rahmen und vor allem auch eine zukunftsträchtige
Zielorientierung entwerfen, welche ein wesentliches gemeinsames Merkmal
aufgreift: Unsere Gesellschaft ist vor allem in den letzten 50 Jahren deutlich
pluraler geworden und Offenheit und Respekt für unterschiedliche Lebensentwürfe
und Weltsichten, nicht-religiöse und religiöse, sind spätestens in der modernen,
pluralen globalisierten Welt eine unverzichtbare Voraussetzung für Freiheit,
sozialen Frieden und Gerechtigkeit.
In Deutschland nimmt insbesondere unter jungen Menschen die religiöse und
weltanschauliche Vielfalt zu. Ursache hierfür ist die hohe Zahl an
Kirchenaustritten, die entsprechend wachsende Anzahl konfessionsfreier Menschen
sowie der vermehrte Migrationszustrom aus anderen Kulturen. Die
unterschiedlichen Religionen und Weltanschauungen mit ihren jeweiligen Ethiken
und Kulturen treffen in unserer Gesellschaft teilweise mit viel Unverständnis
oder sogar Unversöhnlichkeit in der direkten Konfrontation, aber auch in den
Echokammern der sozialen Netzwerke aufeinander.
Austausch und Reflexion über individuelle Selbstverständnisse und ethische
Grundsätze unseres gesellschaftlichen Miteinanders sind notwendig, um
Verständnis füreinander und wechselseitigen Respekt zu fördern. Deshalb brauchen
Dialog und Begegnung mehr Raum und Zeit in der Schule, wozu auch die Fächer
Religion und Ethik / Philosophie einen noch stärkeren Beitrag leisten könnenmüssen.
Wir suchen daher nach Wegen, um die genannten Einzelfächer in einer
„Fächergruppe 'Religion - Philosophie' für alle“ (FN2) zu organisieren, in der
phasenweise die jeweiligen Prägungen und Besonderheiten der Fächer gewahrt
bleiben und zugleich ein dialogisches Lernen im Miteinander und in der Begegnung
integriert wird (siehe unten).
Zielsetzungen
Religiöse Bildung in der Schule als öffentlichem Raum und für alle Schüler*innen
ist vor dem Hintergrund unserer pluralen Gesellschaft notwendig zur Stärkung
unseres gesellschaftlichen Miteinanders. Angesichts der Herausforderungen
unserer Gegenwart brauchen Schüler*innen in der Schule Zeit und Raum für das
Erlernen eines echten Dialogs über weltsichtbezogene Fragen und über Fragen des
Miteinanders bei aller Verschiedenheit von Weltanschauungen und Religionen. Eine
„Fächergruppe ‚Religion - Philosophie‘ für alle“ gewährt im öffentlichen Raum
der Schule die Erfahrung der bunten Vielfalt an Religionen und Weltanschauungen
in unserer immer pluralistischer werdenden Gesellschaft.
Die Religionsunterrichte innerhalb der Fächergruppe kommen dieser Aufgabe in
spezifischer Weise nach, weil sie eine existenzielle Auseinandersetzung aus
einer konkreten Religion heraus eröffnen (Art. 7.3 GG). Der Philosophie- /
Ethik-Unterricht kommt dieser Aufgabe in spezifischer Weise nach, indem er
primär nicht religiös geprägte Positionen und Haltungen zu Fragen der Existenz
und des menschlichen Miteinanders in den Diskurs einbringt. Die unsere
heterogene Gesellschaft widerspiegelnde „Fächergruppe ‚Religion – Philosophie‘
für alle“ eröffnet darüber hinaus gemeinsame Lernräume, die es in monoreligiösen
und getrennten Lerngruppen so nicht gibt. Entsprechende Lernarrangements der
Fächergruppe unterstützen so die Suchbewegungen der Schüler*innen nach Sinn und
Werten und vermitteln Orientierungen in der Vielfalt gegenwärtiger Sinnangebote
und ethischer Handlungsoptionen.
Von daher ist es für unsere Gesellschaft wünschenswert, dass die Schüler*innen
gerade in Bezug auf die Grundfragen menschlicher Existenz in qualifiziert-
dialogischen Lehr-Lern-Arrangements gemeinsam entsprechende Dialogkompetenzen
und Pluralitätsfähigkeiten erwerben können und dort ihre eigenen religiösen
und/oder weltanschaulichen Positionsbestimmungen reflektieren, festigen,
weiterentwickeln oder auch neu bestimmen können. In diesem Sinne ist ein solcher
gemeinsamer Unterricht auch ein Beitrag zur reflektierten Identitätsfindung der
Schüler*innen.
Diese Ziele einer Fächergruppe hat auch die Evangelische Kirche Deutschlands
bereits 2014 in ihrer Denkschrift „Religiöse Orientierung gewinnen“ für den
evangelischen Religionsunterricht wie folgt ausgedrückt:
"Eine zentrale Aufgabe der Schule bei der an Gemeinsamkeiten und Unterschieden
orientierten Auseinandersetzung mit religiöser und weltanschaulicher Vielfalt
ist es, ein grundlegendes Wissen über Religionen und Weltanschauungen zu
vermitteln. [...]
Darüber hinaus müssen Schülerinnen und Schüler aber auch die Möglichkeit haben,
religiöse und weltanschauliche Praxis anschaulich zu erfahren, sich über
Gemeinsamkeiten und Unterschiede auszutauschen und angemessene Begegnungs- und
Verständigungsformen einzuüben. Erst in diesen mehrperspektivischen
Zugangsweisen können Kinder und Jugendliche diejenigen Kompetenzen entwickeln,
die für den Umgang mit dem Fremden erforderlich sind.“ (S.114)
„Deshalb gibt es keine Alternative dazu, beide Aufgaben zugleich wahrzunehmen,
die Unterstützung von religiöser [und weltanschaulicher] Identitätsbildung und
von Pluralitätsfähigkeit. Identität und Verständigung bezeichnen einen Prozess,
der als Zusammenhang wahrgenommen werden muss." (Erg.u.Herv.d.d.Hg., S.45)
Der religiös-bekenntnisgebundene Unterricht in der „Fächergruppe ‚Religion –
Philosophie’ für alle“ wahrt dabei nach Art. 7.3 GG die positive wie auch die
negative Religionsfreiheit, sofern einerseits das Recht auf positionelle Bildung
in religiösen Fragen bestehen bleibt und andererseits das Recht der
religionsmündigen Schüler*innen bzw. ihrer Eltern angewandt werden kann,
Schüler*innen vom Religionsunterricht abzumelden.
„Fächergruppe ´Religion - Philosophie´für alle“ mit modularem Aufbau
Die beste Lösung für die religions- und weltanschauungsbezogene Bildung von
morgen ist unserer Meinung nach die inhaltlich-curriculare Konzeption und
flächendeckende Einführung einer „Fächergruppe ‚Religion - Philosophie ‘ für
alle“. Diese Fächergruppe ist bestimmt und geprägt durch enge inhaltliche und
organisatorische Vernetzungen der beteiligten Fächer und durch ein zusätzliches
gemeinsames Modul "Weltsichten im Dialog", das es neu zu entwickeln gilt und für
das die Religions- und Philosophielehrkräfte gesondert zu schulen sind.
An einer vierzügigen Schule, an der es beispielsweise Lehrer*innen für
katholische, evangelische (oder christlich-kooperative) und muslimische
Religionslehre sowie für Ethik / Philosophie gibt (konfessioneller
Religionsunterricht für Minderheiten, z.B. jüdische Religionslehre, könnte
überregional in digitalen bzw. hybriden Unterrichtsformen organisiert sein),
erstellt eine gemeinsame Fachschaft ein Schulcurriculum mit Themen für die
Jahrgangsstufen und Halbjahre. Dies geschieht auf der Basis von entsprechend
auszurichtenden Rahmenlehrplänen oder Bildungsplänen.
Die Schüler*innen besuchen beispielsweise im ersten Quartal den Unterricht in
den klassischen Modulen der Fächergruppe und erarbeiten ihre eigenen Religions-
bzw. Weltanschauungsperspektiven zu den vereinbarten Themen. Im zweiten Quartal
reflektieren die Schüler*innen im Klassenverband in dem Integrationsmodul die
Perspektiven und Ergebnisse aus der ersten Phase, erarbeiten weitergehende
Aspekte, Wertungen und Haltungen des jeweiligen Themas und entwickeln daraus
auch mitunter gemeinsame Projekte. Dieses neue Integrationsmodul ist kein
Unterricht nach Art. 7.3 GG, auch wenn es von denselben Lehrkräften unterrichtet
wird, die zuvor allerdings eine Weiterbildung für dieses Modul durchlaufen
haben. So kann eine Klasse im zweiten Quartal den Unterricht im
Integrationsmodul zum Beispiel mit dem Ethiklehrer, im vierten Quartal mit der
muslimischen Religionslehrerin und im nächsten Schuljahr wiederum bei anderen
Lehrkräften aus der Fächergruppe haben, je nach organisatorischen und
pädagogischen schulinternen Überlegungen.
Eine solche „Fächergruppe ‚Religion – Philosophie‘ für alle“ ist als
pädagogische Neuerung ein Gewinn für die Schüler*innen und damit für unsere
Gesellschaft, die allerdings auch ihren Preis hat: Für die
Religionsgemeinschaften als bislang je alleinigen “Trägern“ des
bekenntnisgebundenen Religionsunterrichts bedeutet die „Fächergruppe ‚Religion –
Philosophie‘ für alle“ eine Minderung „ihrer“ Religionsstunden um den Umfang des
Integrationsmoduls. Für die Befürworter*innen einer reinen Religionskunde
bedeutet die „Fächergruppe ‚Religion – Philosophie ‘ für alle“ die curricular
bestimmte Auseinandersetzung mit religiösen Perspektiven im Integrationsmodul,
in dem auch speziell für das Integrationsmodul geschulte Religionslehrkräfte zum
Einsatz kommen.
Von Zeile 199 bis 200:
Dialog und Begegnung mehr Raum und Zeit in der Schule, wozu auch die Fächer Religion und Ethik / Philosophie einen noch stärkeren Beitrag leisten könnenmüssen.
Unterricht in der „Fächergruppe ´Religion – Philosophie‘ für alle“ – ein Beitrag
zu Identitätsbildung und Entwicklung von Dialog- und Pluralitätsfähigkeit
Ein Positionspapier der Bundesarbeitsgemeinschaft Christ*innen von Bündnis
90/Die Grünen
Vorbemerkung
Ganz unterschiedliche Voraussetzungen prägen die Bedingungen des Unterrichts in
den Fächern Religion und Philosophie (FN1) in den Bundesländern und Regionen
Deutschlands. Insofern kann ein bundesweites Konzept nicht eine konkrete Lösung
für alle Gegebenheiten festschreiben, aber es kann einen machbaren
organisatorischen Rahmen und vor allem auch eine zukunftsträchtige
Zielorientierung entwerfen, welche ein wesentliches gemeinsames Merkmal
aufgreift: Unsere Gesellschaft ist vor allem in den letzten 50 Jahren deutlich
pluraler geworden und Offenheit und Respekt für unterschiedliche Lebensentwürfe
und Weltsichten, nicht-religiöse und religiöse, sind spätestens in der modernen,
pluralen globalisierten Welt eine unverzichtbare Voraussetzung für Freiheit,
sozialen Frieden und Gerechtigkeit.
In Deutschland nimmt insbesondere unter jungen Menschen die religiöse und
weltanschauliche Vielfalt zu. Ursache hierfür ist die hohe Zahl an
Kirchenaustritten, die entsprechend wachsende Anzahl konfessionsfreier Menschen
sowie der vermehrte Migrationszustrom aus anderen Kulturen. Die
unterschiedlichen Religionen und Weltanschauungen mit ihren jeweiligen Ethiken
und Kulturen treffen in unserer Gesellschaft teilweise mit viel Unverständnis
oder sogar Unversöhnlichkeit in der direkten Konfrontation, aber auch in den
Echokammern der sozialen Netzwerke aufeinander.
Austausch und Reflexion über individuelle Selbstverständnisse und ethische
Grundsätze unseres gesellschaftlichen Miteinanders sind notwendig, um
Verständnis füreinander und wechselseitigen Respekt zu fördern. Deshalb brauchen
Dialog und Begegnung mehr Raum und Zeit in der Schule, wozu auch die Fächer
Religion und Ethik / Philosophie einen noch stärkeren Beitrag leisten könnenmüssen.
Wir suchen daher nach Wegen, um die genannten Einzelfächer in einer
„Fächergruppe 'Religion - Philosophie' für alle“ (FN2) zu organisieren, in der
phasenweise die jeweiligen Prägungen und Besonderheiten der Fächer gewahrt
bleiben und zugleich ein dialogisches Lernen im Miteinander und in der Begegnung
integriert wird (siehe unten).
Zielsetzungen
Religiöse Bildung in der Schule als öffentlichem Raum und für alle Schüler*innen
ist vor dem Hintergrund unserer pluralen Gesellschaft notwendig zur Stärkung
unseres gesellschaftlichen Miteinanders. Angesichts der Herausforderungen
unserer Gegenwart brauchen Schüler*innen in der Schule Zeit und Raum für das
Erlernen eines echten Dialogs über weltsichtbezogene Fragen und über Fragen des
Miteinanders bei aller Verschiedenheit von Weltanschauungen und Religionen. Eine
„Fächergruppe ‚Religion - Philosophie‘ für alle“ gewährt im öffentlichen Raum
der Schule die Erfahrung der bunten Vielfalt an Religionen und Weltanschauungen
in unserer immer pluralistischer werdenden Gesellschaft.
Die Religionsunterrichte innerhalb der Fächergruppe kommen dieser Aufgabe in
spezifischer Weise nach, weil sie eine existenzielle Auseinandersetzung aus
einer konkreten Religion heraus eröffnen (Art. 7.3 GG). Der Philosophie- /
Ethik-Unterricht kommt dieser Aufgabe in spezifischer Weise nach, indem er
primär nicht religiös geprägte Positionen und Haltungen zu Fragen der Existenz
und des menschlichen Miteinanders in den Diskurs einbringt. Die unsere
heterogene Gesellschaft widerspiegelnde „Fächergruppe ‚Religion – Philosophie‘
für alle“ eröffnet darüber hinaus gemeinsame Lernräume, die es in monoreligiösen
und getrennten Lerngruppen so nicht gibt. Entsprechende Lernarrangements der
Fächergruppe unterstützen so die Suchbewegungen der Schüler*innen nach Sinn und
Werten und vermitteln Orientierungen in der Vielfalt gegenwärtiger Sinnangebote
und ethischer Handlungsoptionen.
Von daher ist es für unsere Gesellschaft wünschenswert, dass die Schüler*innen
gerade in Bezug auf die Grundfragen menschlicher Existenz in qualifiziert-
dialogischen Lehr-Lern-Arrangements gemeinsam entsprechende Dialogkompetenzen
und Pluralitätsfähigkeiten erwerben können und dort ihre eigenen religiösen
und/oder weltanschaulichen Positionsbestimmungen reflektieren, festigen,
weiterentwickeln oder auch neu bestimmen können. In diesem Sinne ist ein solcher
gemeinsamer Unterricht auch ein Beitrag zur reflektierten Identitätsfindung der
Schüler*innen.
Diese Ziele einer Fächergruppe hat auch die Evangelische Kirche Deutschlands
bereits 2014 in ihrer Denkschrift „Religiöse Orientierung gewinnen“ für den
evangelischen Religionsunterricht wie folgt ausgedrückt:
"Eine zentrale Aufgabe der Schule bei der an Gemeinsamkeiten und Unterschieden
orientierten Auseinandersetzung mit religiöser und weltanschaulicher Vielfalt
ist es, ein grundlegendes Wissen über Religionen und Weltanschauungen zu
vermitteln. [...]
Darüber hinaus müssen Schülerinnen und Schüler aber auch die Möglichkeit haben,
religiöse und weltanschauliche Praxis anschaulich zu erfahren, sich über
Gemeinsamkeiten und Unterschiede auszutauschen und angemessene Begegnungs- und
Verständigungsformen einzuüben. Erst in diesen mehrperspektivischen
Zugangsweisen können Kinder und Jugendliche diejenigen Kompetenzen entwickeln,
die für den Umgang mit dem Fremden erforderlich sind.“ (S.114)
„Deshalb gibt es keine Alternative dazu, beide Aufgaben zugleich wahrzunehmen,
die Unterstützung von religiöser [und weltanschaulicher] Identitätsbildung und
von Pluralitätsfähigkeit. Identität und Verständigung bezeichnen einen Prozess,
der als Zusammenhang wahrgenommen werden muss." (Erg.u.Herv.d.d.Hg., S.45)
Der religiös-bekenntnisgebundene Unterricht in der „Fächergruppe ‚Religion –
Philosophie’ für alle“ wahrt dabei nach Art. 7.3 GG die positive wie auch die
negative Religionsfreiheit, sofern einerseits das Recht auf positionelle Bildung
in religiösen Fragen bestehen bleibt und andererseits das Recht der
religionsmündigen Schüler*innen bzw. ihrer Eltern angewandt werden kann,
Schüler*innen vom Religionsunterricht abzumelden.
„Fächergruppe ´Religion - Philosophie´für alle“ mit modularem Aufbau
Die beste Lösung für die religions- und weltanschauungsbezogene Bildung von
morgen ist unserer Meinung nach die inhaltlich-curriculare Konzeption und
flächendeckende Einführung einer „Fächergruppe ‚Religion - Philosophie ‘ für
alle“. Diese Fächergruppe ist bestimmt und geprägt durch enge inhaltliche und
organisatorische Vernetzungen der beteiligten Fächer und durch ein zusätzliches
gemeinsames Modul "Weltsichten im Dialog", das es neu zu entwickeln gilt und für
das die Religions- und Philosophielehrkräfte gesondert zu schulen sind.
An einer vierzügigen Schule, an der es beispielsweise Lehrer*innen für
katholische, evangelische (oder christlich-kooperative) und muslimische
Religionslehre sowie für Ethik / Philosophie gibt (konfessioneller
Religionsunterricht für Minderheiten, z.B. jüdische Religionslehre, könnte
überregional in digitalen bzw. hybriden Unterrichtsformen organisiert sein),
erstellt eine gemeinsame Fachschaft ein Schulcurriculum mit Themen für die
Jahrgangsstufen und Halbjahre. Dies geschieht auf der Basis von entsprechend
auszurichtenden Rahmenlehrplänen oder Bildungsplänen.
Die Schüler*innen besuchen beispielsweise im ersten Quartal den Unterricht in
den klassischen Modulen der Fächergruppe und erarbeiten ihre eigenen Religions-
bzw. Weltanschauungsperspektiven zu den vereinbarten Themen. Im zweiten Quartal
reflektieren die Schüler*innen im Klassenverband in dem Integrationsmodul die
Perspektiven und Ergebnisse aus der ersten Phase, erarbeiten weitergehende
Aspekte, Wertungen und Haltungen des jeweiligen Themas und entwickeln daraus
auch mitunter gemeinsame Projekte. Dieses neue Integrationsmodul ist kein
Unterricht nach Art. 7.3 GG, auch wenn es von denselben Lehrkräften unterrichtet
wird, die zuvor allerdings eine Weiterbildung für dieses Modul durchlaufen
haben. So kann eine Klasse im zweiten Quartal den Unterricht im
Integrationsmodul zum Beispiel mit dem Ethiklehrer, im vierten Quartal mit der
muslimischen Religionslehrerin und im nächsten Schuljahr wiederum bei anderen
Lehrkräften aus der Fächergruppe haben, je nach organisatorischen und
pädagogischen schulinternen Überlegungen.
Eine solche „Fächergruppe ‚Religion – Philosophie‘ für alle“ ist als
pädagogische Neuerung ein Gewinn für die Schüler*innen und damit für unsere
Gesellschaft, die allerdings auch ihren Preis hat: Für die
Religionsgemeinschaften als bislang je alleinigen “Trägern“ des
bekenntnisgebundenen Religionsunterrichts bedeutet die „Fächergruppe ‚Religion –
Philosophie‘ für alle“ eine Minderung „ihrer“ Religionsstunden um den Umfang des
Integrationsmoduls. Für die Befürworter*innen einer reinen Religionskunde
bedeutet die „Fächergruppe ‚Religion – Philosophie ‘ für alle“ die curricular
bestimmte Auseinandersetzung mit religiösen Perspektiven im Integrationsmodul,
in dem auch speziell für das Integrationsmodul geschulte Religionslehrkräfte zum
Einsatz kommen.
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